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Hafen Überseestadt Walle

Bremen- Bremer Tabakbörse

Das Gebäude Bremer Tabakbörse im Bremer Stadtteil Walle , Ortsteil Überseestadt, Speicherhof 1 /  nördlich des Europahafens, entstand 1961/62 nach Plänen von Erik Schott beim Wiederaufbau der Bremer Häfen. Das Gebäude steht seit 2013 unter Bremer Denkmalschutz.

Nach der starken Zerstörung der Bremer Häfen  im Zweiten Weltkrieg erfolgte nach 1945  ein schneller Wiederaufbau.

Der Konflikt umWestneuguinea führte Ende der 1950er-Jahre dazu, dass man das Zentrum des indonesischen Tabakhandels  von den Niederlanden nach Bremen verlagerte. 1959 schloss Indonesien einen Vertrag mit Bremen und drei alte Bremer Rohtabakhandelsfirmen (Hellmering, Köhne & Co., Gebrüder Kuhlenkampff, Frantz Kragh) gründeten mit einem Bankenkonsortium und den indonesischen Partnern die Deutsch-Indonesische Tabakhandelsgesellschaft (DITH).

Für die Tabakauktionen wurde deshalb 1961 die Bremer Tabakbörse im Freihandelsgebiet errichtet.Auf den langen Reihen von Holztischen, den Stells, werden zur Beurteilung dieTabakblattbündel (Doggen) ausgelegt. Für die Makler und Einkäufer gibt es dort Räume und Boxen, um die Tabake schon hier zu Zigarren zu verarbeiten, damit Qualitätsprüfungen und Geschmacksbeurteilung durch Rauchen vorgenommen werden können.

DasLandesamt für Denkmalpflege befand: „Die Tabakbörse am Speicherhof nördlich des Europahafens ist ein herausragendes und anschauliches Dokument der jahrhundertealten Tradition und der Bedeutung Bremens als Tabakstadt sowie ein bemerkenswert gut gelungener Funktionsbau des bekannten Bremer Architekten Erik Robert Schott.“
Früher wurden in der Börse 60.000 Ballen pro Jahr mit einem Wert von 250 Millionen DM versteigert. An jeder Auktion nahmen 300 bis 400nbsp;Personen teil. Heute  nehmen nur noch  ein Dutzend Händler an den Auktionen teil, wobei nur noch um 1500 Ballen hochwertiger Sumatra-Tabak hier vermarktet werden.
Nachdem der Raumbedarf für die Tabakauktionen zurückgegangen ist, werden die Gebäude heute (2017) u. a. auch genutzt durch das Bremer Bühnenhaus mit dem Atelier Bremer Tabakbörse auf 1340 m2 Studioflächen.
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Hastedt Hemelingen

Bremen – Hastedter Heerstr. 41, früher Hastedter Chaussee 41 Haus von Zigarrenmacher Frese

Hastedt wurde auch das „Zigarrenmacherdorf“ genannt. Noch im Jahr 1910 verzeichnete das Adressbuch in der „Hastedter Chaussee“ über 25 Zigarrenmacher, Sortierer, Tabakarbeiter. Dazu kamen viele Zigarrengeschäfte. In der Hastedter Chaussee Nr. 41 (heute Hastedter Heerstr.) lebte und arbeitete der Zigarrenmacher Frese. Er  nannte sich im Adressbuch denn auch „Zigarrenmacher und Zigarrenfabrikant“, dies war ein entscheidender Schritt zur Auflösung der Verhältnisse der Heimarbeit.

bei Zigarrenmacher Frese
bei Zigarrenmacher Frese

Das Bild zeigt in geradezu klassischer Weise, dass die Zigarrenmacherei Heimarbeit war. Der Zigarrenmacher holte mit einem Handwagen den Tabak beim Fabrikanten ab und fertigte die Zigarren zu Hause. Alle aus der Familie, auch Kinder, Alte und Invaliden, mussten mitarbeiten.

Außer einem Brett mit den Pressformen für die Zigarren, einem Messer und einem Tisch brauchte man keine Produktionsmittel. Etwas Fingerfertigkeit reichte aus. Der „Stropper“ entfernte Stängel und Rippen aus dem Tabakblatt. Die „Wickelmacher“ fertigten die „Wickel“, die gerollten Blätter als Einlage für die Zigarren an. Der „Zigarrenmacher“ selber legte um die Wickel das Deckblatt. Dieses war die entscheidende Tätigkeit, die große Sachkenntnis erforderte, denn nur wenn das Deckblatt ordnungsgemäß saß, brannte die Zigarre. Der Zigarrenmacher selbst sortierte zudem die fertigen Produkte nach Farbe und Größe und  lieferte einmal wöchentlich dann seine fertigen Zigarren beim Fabrikanten ab.

Die Hastedter Zigarrenmacherfamilien arbeiteten auf engstem Raum und hatten  meist ein kleines Häuschen für sich, die Wohnfläche überschritt aber selten 40 bis 50 m², die auf eine Küche, ein Wohn- und ein Schlafzimmer aufgeteilt war. Der Tabakstaub, der beim Verarbeiten der Blätter aufgewirbelt wurde, und der Dunst, der beim Trocken der Blätter auf dem Ofen entstand, drangen in die Lungen und schufen einen günstigen Nährboden für Krankheiten, vor allem Bronchitis und Tuberkulose.

Zigarrenfabrikation hatte in Bremen eine lange Tradition

Im einem zweiten Bild sieht man nun, wie die Produktion umfänglich und in der Arbeitsteilung zunahm. Mehr Tabakarbeiter sortierten und wickelten nun in einem (größeren) Raum.

Sie hatte um 1800 begonnen und bereits um 1850 arbeitete jeder sechste Bremer in der Zigarrenindustrie. Der Anschluss von Oldenburg und Hannover an den deutschen Zollverein im Jahre 1854 hatte aber zur Folge, dass die Zollgrenzen direkt vor den Toren der Stadt verliefen. Der Export von Bremer Zigarren war nun teuer geworden. Dies hatte  zur Konsequenz, dass viele Bremer Zigarrenfabrikanten ihre Betriebe in das Umland verlegten, z.B. nach Hemelingen um den Zoll zu sparen.

Diese Entwicklung hatte auch für Hastedt Folgen. Viele Tagelöhner, Häuslinge, arme Köthner sahen hier eine neue Einkommensmöglichkeit. Weil Hastedt jedoch zu Bremen gehörte und folglich nicht zum Gebiet des Zollvereins, wurde der Stadtteil als Standort für die Zigarrenfabriken unattraktiv. 1871 gab es nur noch drei in Hastedt,aber noch 166 Zigarrenmacher, in Hemelingen waren zu der Zeit zum Vergleich 24 Zigarrenmanufakturen, die im Durchschnitt fünf bis zehn Arbeiter beschäftigten, ansässig.

(Diethelm Knauf | Schulmuseum Bremen (Hg.): Hastedt – Eine Geschichte in Bildern)