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Worpswede – Der Niedersachsenstein

Zur Geschichte des Niedersachsensteins

Unweit Worpswedes, südlich des Künstlerdorfes, auf dem 51 m hohen Weyerberg, erhebt sich eines derschönsten und zugleich bedeutendsten Monumente des Expressionismus der zweiten Stunde, d.h.des Expressionismus, der durch die Schrecken des Krieges und die Hoffnungen nach 1918 auf eine Republik und eine von Krieg und Imperialismus befreite Gesellschaft gegangen ist: der 1922 vollendeteNiedersachsenstein von Bernhard Hoetger.
Das Werk ist ein Denkmal für die Gefallenen des Kirchspiels Worpswede und umliegender Gemein­den, ein Mahnmal für den Ersten Weltkrieg und für den Frieden. Es wurde zwischen 1915, dem Jahr des ersten Projekts, und 1922 in mehreren Stufen geplant und realisiert, aus rotem Backstein errich­tet. Es ist 15 m hoch, so daß es als Bekrönung des Hügels die Landschaft weithin sichtbar überragte (bevor die wachsenden Bäume es zu verdecken begannen). «Die Silhouette hatte den Zweck, wie jedes Monument auf Hügel oder Berg, in die Ferne zu wirken», schrieb Hoetger später. Mit seinen beiden Schauseiten ist das Monument geostet, d. h. die eigentliche Hauptansicht mit Titel und Inschrift ist zur aufgehenden Sonne gerichtet; die Rückseite wendet sich nach Westen zur unter­gehendenSonne . Erstaunlicherweise wurde das expressionistische Denkmal nicht von den Machthabern des DrittenReiches zerstört, obgleich auch Hoetger zu den Verfemten und als «entartet» Verfolgten gehörte.
 
Das Denkmal wurde in Ziegel bis September 1922 vollendet. Hoetger fand wenig Lob. An Ludwig Roselius schreibt
er am 3. Oktober 1922: «Lieber Freund, man sagt sich viel über mein Denkmal aus. In den Bremer Nachrichten ein unflätiger Artikel. Auch spricht man hier vom Kaffee­Hag­ Denk­mal, nett, nicht wahr?
Gegenüber dem ersten Entwurf von 1915 reckt sich kein Jüngling optimistisch der Sonne zu,

 

ernhard Hoetger, Erster Entwurf für den Niedersachsenstein, 1915
Bernhard Hoetger, Erster Entwurf für den Niedersachsenstein, 1915
sondern erhebt sich das Vogelwesen der Phantasie Hoetgers in flachen kubischen und in verräumlichten Prismen­Formen gegen den hellen Himmel. Die Ausrichtung des Werkes nach Osten und Westen, zu Sonnenauf­ und-Untergang, die Idee der Auferstehung und die Idee des Friedens konkretisieren sich in dem «architektonischen Werk» (Hoetger). Aufgrund seiner Vogelgestalt, des Auferstehungsgedankens und vergleichbarer Darstellungen damals kann Hoetgers Werk genauer als ein Phönix, der sich aus der Asche des Krieges erhebt, ange­sprochen werden.
Bleibt, den Niedersachsenstein in die Geschichte und das überlieferte Bild der Kriegerdenkmäler für 1914/18 einzuordnen. Das Monument hat eine Wandlung durchgemacht. Es ist in seiner Ausfüh­rungvon 1922 ein gewandeltes Werk, das nicht den erhofften « Sieg des Vaterlandes» verdeutlichen will, das nicht die Parole «Fürs Vaterland» sinnlich umsetzt, das nicht Gefallene als <Helden> feiert. Im ersten Entwurf hatte Hoetger 1915 mit einem siegreichen Ausgang des Krieges für die deutschen
Truppen gerechnet und folglich ein Siegesmal konzipiert. Doch wie gesagt, trat in der Jahre späteren Ausführung nach dem Modell der zweiten Konzeption der Gedanke der Trauer und der Auferste­hung in den Vordergrund.
Hoetger hat im Niedersachsenstein ein künstlerisches Denkmal gestaltet; aber er wollte auch «ver­hüten, daß der Weyerberg mit einem sogenannten Kriegerdenkmal verunziert» werde, wie er im Mai1931 an Roselius schrieb. Hoetger feiert in seinem Mal die Ideen der Liebe (nach dem Evangelium des Johannes), der Auf­erstehung und des Lebens in Frieden. Als Toten­ oder Kriegerdenkmal wird der Stein erst durch die 173 Findlinge im unteren Kreis deutlich , die die Namen der im Ersten Weltkrieg Gefallenen tragen.
Gedenksteine am Niedersachsenstein
Gedenksteine für die Gefallenen Worpswedes im Ersten Weltkrieg am Niedersachsenstein

Niedersachsenstein am Weyerberg bei Worpswede, die heute kaum noch lesbare Inschrift lautet: „Niemand hat grössere Liebe denn die dass er sein Leben lässet für seine Freunde“

1933 wurden Hoetgers Figuren von jungen und alten Arbeitern am Gewerkschaftshaus in Bremen (Volkshaus), 1928 vollendet, rodinhaft zerklüftete, schmerzvoll gekrümmte Gestalten, das Stigma der Arbeit ausdrückend,insgesamt ein Denkmal der Arbeit und der Härte der Arbeiterlage bildend , von den Nazis zerstört. An der Backstein Fassade des Gebäudes befanden sich acht Plastiken von Bernhard Hoetger, aus dem Zyklus des Lebens unter dem Stigma der Arbeit, die unterdrückte Arbeiter darstellten. Die Hoetger-Figuren wurden auf Beschluss des Bremer Senats vom 29. März 1933 abgenommen und „im Interesse der öffentlichen Sicherheit und Ordnung“ eingeschmolzen. 1979 wurden sechs der Hoetger-Figuren in einem Nachguss des Bildhauers Manfred Lohrengel wieder angebracht.
Hoetger Nachguss am Volkshaus Bremen
Zwei der nachgegossenen Hoetger Figuren am Volkshaus Bremen

Hoetger Nachguss am Volkshaus Bremen

Ebenfalls zerstört wurde 1933 die monumentale Pieta auf dem Friedhof Bremen­Walle, ein Denkmal für die Gefallenen der Kämpfe um die Bremer Räterepublik nach derNovemberrevolution vo 1918.
Bernhard Hoetger, Pieta
Bernhard Hoetger, Pieta (1933 zerstört) Bremen, Waller Friedhof
Denkmal für die Gefallenen der Revolution, 1919-1922

 

Am 26. Juni 1935 stand in dem SS­ Organ: «Sie dürfen nicht erwarten, Herr Hoetger, daß Ihre rassisch­minderwertigen, verkrüppelten Jammer­ gestalten deutscher Frauen und Arbeiter unsere Sehnsucht nach gesunden, geistig und körperlich
hochwertigen Menschen erfüllen können . . . Und Sie wollen doch nicht etwa ernsthaft behaupten, daß Ihre Bauten bodenständig und Ihre Bildwerke nordisch sind? » Und zur Bremer Pieta schrieb das «Schwarze Korps> am 26. März 1936: «Da schuf er z. B.
in den Wirren der Revolte eine schaurige Angelegenheit. Eine schmerzerfüllte Mutter, die ihren Sprößling an sich drückt, erinnert an ein ausgenommenes Schwein, wie man es wohl in Schlächter­läden hängen sieht . . . »
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Bahnhofsvorstadt Innenstadt

Bremen – die Sphingen vor dem Überseemuseum

Jeweils 2,6 Tonnen schwer, mehr als 100 Jahre alt – die Arbeiten des Bremer Bildhauers Rudolf Lauer (1852 bis 1900) rahmen den Eingang des im letzten Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts errichteten Bremer Überseemuseums von Beginn an ein. „Die standen schon vor dem Ursprungsgebäude von 1896“, sagt auch Professorin Wiebke Ahrndt, die Direktorin des Übersee-Museums.

Aber warum? Ahrndt: „Es war die Zeit der Ägyptomanie, man liebte damals Ägypten, davon träumte man.“ Eine Alt-Ägypten-Sammlung muss sein, dachte auch Hugo Schauinsland (1857 bis 1937), Zoologe und Gründungsdirektor des Museums für Natur-, Völker- und Handelskunde. Teile davon sind noch heute in der Afrika-Ausstellung des Hauses zu sehen. Und vor der Tür erinnern die beiden Sphingen an die große Ägypten-Leidenschaft zu Kaisers Zeiten.

In Zusammenarbeit mit Schauinsland hatten Bauinspektor Heinrich Flügel (1849 bis 1930) und der Architekt Ludwig Beermann (Lebensdaten nicht bekannt) das Museumsgebäude konzipiert. In den Jahren 1907 bis 1911 wurde es um den zweiten Lichthof erweitert. Selbstverständlich blieben die beiden Sphingen vor der Tür.

Jahrzehnte später verschwanden sie doch einmal. Denn im Zuge einer Fassadensanierung des seit 1993 denkmalgeschützten Museums in den Jahren 2007 und 2008 waren auch die beiden Sphingen restauriert worden. So galt es unter anderem, verschiedene Graffiti von den steinernen Mischwesen aus Löwe und Mensch zu entfernen.

Die Sphinxfiguren wurden in einer Steinmetzwerkstatt am Riensberg von Hand gereinigt und restauriert. Das habe viel Arbeit bereitet, sagte Landeskonservator Professor Georg Skalecki damals. Das Entfernen der Graffitispuren sei ein besonderes Problem gewesen, weil dabei natürlich die Oberfläche geschont werden musste. Dafür seien „viele Proben mit verschiedenen Materialien notwendig“ gewesen.

Der Bildhauer Rudolf Lauer, Schöpfer der Sphingen, ist auch mit weiteren Werken im Bremer Stadtbild präsent – zum Beispiel mit einer Statue der Justitia an der Fassade des Landgerichts (zur Ostertorstraße hin). Anno 1896 modellierte er zudem das neue Portal des Hauses Schütting am Marktplatz.

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Innenstadt

Bremen – die Aegina von Gerhard Marcks

Die überlebensgroße Bronzefigur der 1966 gegossenen Großen Liegenden oder Aegina (hier im Hintergrund rechts) von Gerhard Marcks wurde als eine der ersten skulpturalen Bereicherungen der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg 1968 am Abhang des Bremer Theaterberges in den Bremer Wallanlagen aufgestellt.

Der Titel der Figur bezieht sich auf die griechische Insel Ägina, auf der Gerhard Marcks ein kleines Haus besaß,  die Skulptur mit ihrem weich modellierten Frauenleib könnte als Verkörperung dieser Landschaft verstanden werden.

Ein zweites, ebenfalls bei Barth in Berlin gegossenes Exemplar der Plastik befand sich 1977 im Kunsthandel.

Gerhard Marcks,  ist einer der bedeutendsten figurativen Bildhauer im Deutschland der Nachkriegsjahre. Das nach ihm benannte Gerhard Marcks Haus im Ostertor  bewahrt  den überwiegenden Teil des Nachlasses des Bildhauers und Grafikers Gerhard Marcks auf. Etwa 430 seiner Plastiken und Skulpturen, 13.000 Handzeichnungen und über 1200 Blatt Druckgrafik bilden den Kern des Sammlungsbestandes. Dieser wird in wechselnden Ausstellungen gezeigt. sowie zweier öffentlich aufgestellter Freiplastiken in Bremen (Die Bremer Stadtmusikanten und Der Rufer) besonders zugewandt.

Aegina von Gerhard Marcks in den Bremer Wallanlagen
Aegina von Gerhard Marcks in den Bremer Wallanlagen
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die Bremer Neustadt

Bremen – kunst im öffentlichen Raum – der alles sprengende Lauf des Geldes

Wandbild von Diethelm Päsler in Bremen, es entstand 1977 und befindet sich an einem Bunker in der Woltmershausener Str., der Titel des Bildes lautet: „der alles sprengende Lauf des Geldes“

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Innenstadt Stephanieviertel

Bremen – Three Triangles

Diese Kunstwerk steht auf der Bremer Stephaniebrücke, gegenüber dem Museum Weserburg.

bremen - Sol le Witt

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Innenstadt Stephanieviertel

Bremen – Three Triangles

Blick durch das Kunstwerk Three Triangles zur Weserburg

bremen - Sol le Witt