Kategorien
Innenstadt Marktplatz

Bremen – Detail des Pfingstfensters der Kirche Unser Lieben Frauen

Die erste Begegnung mit Alfred Manessier   wurde der Beginn einer langen und fruchtbaren Zusammenarbeit. In der richtigen Erkenntnis, dass eine Art Gesamtkunstwerk von ihm erwartet wurde, arbeitete er zunächst mehrere Vorschläge für die gesamte Lichtführung in der Kirche aus, die alle gestalterischen Fragen auf später verschoben. Offenbar zogen ihn der Raum in seiner schlichten Klarheit, das helle Rot der Ziegelwände, das norddeutsche Licht mit seinen rasch wechselnden Stimmungen, auch mit seiner Trübe, an. Er setzte durch, dass ein solcher Lichtplan die Grundlage aller weiteren Überlegungen bilden sollte.  …  Nachträglich wurde allen Beteiligten klar, dass es sich schon um mehr als eine ästhetische Entscheidung gehandelt hatte, als der Auftraggeber sich auf den auch von Manessier favorisierten Lichtplan festlegte. Denn welche Seele der Kirchenraum später haben sollte, war eine Frage, die eng mit dem Gottesdienstverständnis der Gemeinde verknüpft war.

…  Zwischen den Lichtplan und die ersten Entwürfe schob sich eine Phase der theologischen Reflexion und des intensiv geführten Dialogs zwischen Künstler und Gemeinde. Zwei Gesichtspunkte schälten sich bald heraus, die bis zum Ende maßgeblich blieben. Vier Fenster beherrschen den Raum, nämlich das den östlichen Chorabschluss bildende größte Fenster der Kirche, die östlichen Stirnfenster der beiden Seitenschiffe und die Rosette im Westen.  …  Diese vier Fenster erhalten sowohl farblich wie gestalterisch das Hauptgewicht, während die übrigen sich ihnen unterzuordnen haben.

 

Kategorien
Innenstadt Marktplatz

Bremen – Marienfenster Kirche unser Lieben Frauen

Das Kirchenfensterwerk Alfred Manessiers in Liebfrauen
geplant und ausgeführt in den Jahren 1964 bis 1979

Das Radfenster im Westen 1966(in der Zone der Kirchenmusik) sollte ursprünglich an den Lobgesang der Maria, das Magnificat (Lukas 1), anknüpfen, jedoch die runde Form widerstand der Idee des Magnificats. An seine Stelle trat der Marientext der Weihnachtsgeschichte, Grundtext für den meditativ-bewahrenden Umgang mit dem Gotteswort, dessen Außenseite der Lobgesang bildet. In der Mitte  konzentrieren sich dunkel leuchtendes Blau und Rot, die Christusfarben ins Mystische wendend, während an den Rändern aufgehellte Farben (Anklänge an das Pfingstfenster) nach außen drängen. Beides, das Zentripetale und das Zentrifugale, die Konzentration auf das Innerste und die Explosion über die Kreislinie hinaus, Meditation und Magnificat fließen ineinander zur endgültigen Gestalt. Ein etwas banales neuromanisches Rundfenster hat eine Seele.

Die Entscheidung der Gemeinde für die abstrakten, farbigen Fenstermosaike war und ist ein deutliches Bekenntnis zu einer gegenwartsbezogenen Neuinterpretation des mittelalterlichen Kirchenraumes. Und doch stellt sich durch das farbige Licht eine Raumsituation ein, wie sie auch in vielen Kirchen mit original mittelalterlichen Fenstern beobachtet werden kann: die Fenster sprechen den Betrachter mit vielfältigen Aussagen im Detail an, drängen sich aber als ganzes nicht auf, sondern hüllen den Raum in eine farbige Sphäre und heben ihn aus der Alltagswelt heraus. Der Wechsel der Lichtsituation im Wandel des Tages, des Jahres und des Wetters läßt den Raum immer wieder in neuen Variationen aufleuchten.

Alfred Manessier selbst sah seine Fenster ganz als Diener der Verkündigung: „Man sollte nicht vergessen, daß die Fenster streng genommen keine Kunstwerke sind. Sie sind »Teil des Ganzen«. Sie sind »im Dienst« genau wie die Musik, die Lieder und das Wort an diesem Ort.“

Detail des Marienfensters
Detail des Marienfensters