Bremen – das ehemalige Haus der Vereinigten Werkstätten
Vor 100 Jahren gehörte der Wall in Bremen zu den besten Adressen. Hier, abseits der engen, verwinkelten Altstadt, gegenüber der Wallpromenade und dicht bei den bedeutenden kulturellen Institutionen der Stadt (Kunsthalle, „Union“ und Stadttheater) gediehen die besten und teuersten Geschäfte der Stadt. Zwischen Theater und Wallbebauung weitetete sich die Straße zu einem kleinen Platz, dem Theaterplatz. Das Theater wurde im Krieg beschädigt una anschließend abgerissen. Übrig blieb ein Hügel (Schutthaufen) in den Wallanlagen, der heutige Theaterberg. Die Gestaltung ist einem Theater nachempfunden, auf der „Bühne“ findet man heute die Skulptur die Liegende von Gerhard Marcks.
Das Gebäude am Wall 175-177 wurde ursprünglich für die Modefirma Stallmann & Harder erbaut und 1912 fertiggestellt, direkt gegenüber dem damaligen Stadttheater. Es ist ein viergeschossiges, symetrisch angelegtes Bauwerk im Reformstil und gehört zu den grössten und besten Bremer Bauten seiner Zeit. Es beherbergte neben dem Modehaus auch zahlreiche Kontorräume, sowie das kleine Theatercafe.
Sehenswert sind die Baudeteails, wie die Spinne, die sinnbildlich auf den Textilhändler verweist.
Aber auch der repräsentativ gestaltetete Eingangsbereich, den man in dieser Art sonst nur von den ehrwürdigen Hamburger Bürohäusern kennt.
Im Jahre 1937 verließen Stallmann und Harder das große Haus. Ihnen folgten jetzt die Vereinigten Werkstätten für Kunst und Handwerk die bereits seit 1907 zu einer der ersten Adressen am Wall gehörten. Sie waren mehr als nur ein Möbelgeschäft. Hier wurde sogar eine der ersten Ausstellungen der „Blauen Reiter“ gezeigt. Dieses 1898 von Künstlern in München gegründete Unternehmen, bekam u.a. im „Dritten Reich“ wichtige Staatsaufträge, u.a. die Ausgestaltung der neuen Reichskanzlei in Berlin. Sie gehörten trotz dieser Staatsaufträge auch nach 1945 zu den angesehenen Innenausstattern in Deutschland. Mit dem Siegeszug der Mitnahmemöbelhäuser in den 80er Jahren gerieten sie in den Ruf, konservative und biedere Möbel zu überhöhten Preisen anzubieten. In Bremen konnten sie sich noch eine Weile halten.
Nachdem das Haus lange leerstand, beherbergte es bis zum vergangenen Jahr eine Filiale des Oldenburger Möbelhauses Ullmann.
Jetzt ist eine neue Nutzung mit Gaststätte und Wohnungen geplant.