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Lilienthal unser Umland

Sankt Jürgen – Ecclesia Beati Georgii in Terra Graminum – die Kirche des Heiligen Georg im Lande der Gräser

so wird die St. Jürgenskirche seit alten Zeiten genannt. Sie ist dem Heiligen Georg geweiht. Im Niederdeutschen wurde daraus Jürgen. Sie gab auch dem dem Land den Namen St. Jürgensland.

Die Anfänge der St.-Jürgens-Kirche liegen in einer kleinen steinernen Wegkapelle, die der Erzbischof Ansgar um 865 am heutigen Standort auf einer Sanddüne errichten ließ, die Vorgängerin der heutigen St. Jürgenskirche, auch damals schon ein Sandsteinbau. Erst später übernahm man im Kirchenbau den „profanen “ Ziegel.

Zur Mitte des 18. Jahrhunderts war die Kapelle noch als 14 mal 18 Fuß großer Anbau an den Chor vorhanden und besaß einen Messaltar, einen Weihwasserkessel und eine Messglocke. Der Kirchenvorstand ließ diesen Überrest der Kapelle vermutlich um 1747 abtragen, da „die zu spät kommenden Kirchgänger und auch die Jugend vielen Unfug zur Hinderung des öffentlichen Gottesdienstes darin getrieben“. Die Reste dieser alten Kapelle wurden 1747 abgerissen. Es handelte sich um einen Anbau „alt, gewölbt, stark und tiefgegründet“. Am Turmeingang sind rechts Reste alter Sandsteine zu sehen. Die tiefen Furchen weisen die Kirche als Wallfahrtskirche aus. Sie sind ein Zeichen dafür, dass dort Männer, eventuell Krieger, ihre Messer und Schwerter am damals als heilig geltenden Sandstein gewetzt und geschliffen haben.

Im damals unwegsamen Gelände von Bremen zur Osterholzer Geest diente sie vermutlich auch als Schutzburg und Wachturm. Eventuell befand sich an jener Stelle in vorchristlicher Zeit eine germanische Kultstätte. Diese Vermutung resultiert aus der Tatsache, dass der heilige Georg, dem die Kapelle von Anfang an geweiht war, bei der Christianisierung oftmals an die Stelle der germanischen Gottheit Wodan trat, um alte Bräuche leichter übernehmen zu können.

Die Geschichte der Kirche beginnt im Jahre 1106. In dem Vertrag den die holländischen Siedler mit dem Bremer Erzbischof Friedrich schlossen, war auch der Bau von Kirchen vorgesehen. Man geht heutzutage davon aus, dass sich die Errichtung der St.-Jürgen-Kirche etwa in das Jahr 1190 datieren lässt. Erstmals urkundlich erwähnt wird die Gemeinde 1244. Das Gebäude wurde höchstwahrscheinlich in einem Zuge gebaut; den Turm errichtete man allerdings erst im 15. Jahrhundert in Verbindung mit anderen Umbauten.

Andere Quellen vermuten jedoch, der Chorraum mit der Apsis sei als Erstes gebaut worden, weil er ältere architektonische Spuren aufweise. Das Langhaus sei demnach in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts hinzugefügt worden.

Die heutige St. Jürgenskirche ist ein Backsteinbau aus dem 13. Jhdt., einer Zeit intensiven Kirchenbaus. Sie ist von alters her innen und außen verputzt. Die Kirche besitzt ein Satteldach, das seine harmonische Gestalt durch eine Erweiterung der Nord- und Südseite im18.Jhdt. erhielt. Der Chorrraum ist ist wesentlich älter und zeigt spätromanische Spuren. Er entstand in der ersten Hälfte des 13. Jhdts. In der zweiten Hälfte des 13. Jhdts. wurde die Kirche durch das Längsschiff erweitert. Der Turm wurde später errichtet, vermutlich im 15. Jhdt.. Dort befinden sich drei Glocken, bei zweien ist die Jahreszahl des Gusses feststellbar, 1474 und 1478. Die dritte, eine etwas kleinere stammt wohl aus dem frühen 13. Jhdt.

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Innenstadt Marktplatz

Bremen – Kirche unser lieben Frau (Liebfrauenkirche)

Heutige St. Veits Kapelle

zwischen 1100-1160

Anbau einer
Karnerkapelle mit einem Beinkeller im Untergeschoss an die Nordseite der St.Veit Kirche (heute Kirche unser Lieben Frau) bis zu einem Drittel in den Boden eingelassen, Karnerkapellen dienten zur Wiederbestattung von Gebeinen. Im südlichen Teil des Beinkellers befinden sich zwei vermauerte Tore in der Ost und Westwand. Diese Tore waren ursprünglich für „De Profundis
Prozessionen“ von außen frei zugänglich (hinter den Toren befinden sich ausgetretene Treppenstufen), Boden aus Feldsteinen
vier Kreuzgratgewölbe. Die Nordwand der jetzigen Kirche steht auf Nordwand des Beinkellers, vermutlich bis heute mehrfach
umgebaut.

1160

das Obergeschoss der Karnerkapelle wird abgerissen und der Beinkeller im Untergeschoss überbaut, Beinkeller mit Toren zum
Friedhof (Nordseite), keine zum Kirchenraum (Grabungen im Beinkeller (s.1985) ergaben Knochenfunde aus den Jahren zwischen
840 und 1280, aber keine Grabstellen, Gebeine stammen vermutlich aus aufgelassenen Gräbern oder aus dem anderem „Beinhauss“ auf dem Liebfrauenkirchhof, das 1625 abgebrochen wurde)

15. Jahrhundert

1468

wird die Bruderschaft „To allen Christen Seelen“ (Armeseelen Bruderschaft) urkundlich erwähnt. Der  Beinkeller wird als
Bruderschaftskapelle eingerichtet (in dieser Zeit entstehen vermutlich auch die Wandbilder). Die Mitglieder dieser Bruderschaft
verpflichten sich gegenseitig, nach ihrem Tod für ihre “arme Seele“ im Fegefeuer zu beten, um die Zeit der Qualen im Höllenfeuer zu verkürzen. Die Bruderschaft teilt auch Essen an die Armen aus (die Reformation entzieht der Bruderschaft ihre religiöse und durch die Einrichtung der Armenkiste 1525/26 auch die karitative Grundlage)

St.Veits Kapelle Liebfrauenkirche Bremen
St.Veits Kapelle Liebfrauenkirche Bremen

St.Veits Kapelle Liebfrauenkirche Bremen
St.Veits Kapelle Liebfrauenkirche Bremen

17. Jahrhundert

1625

aus dem Rechnungsbuch der Gemeinde: „Beinhaus niedergebrochen und sind die Knochen in den Keller gebracht“(auf dem Kirchhof existierte also noch ein zweites Beinhaus, das vermutlich gebaut wurde, als der alte Beinkeller von der Liebfrauenkirche überbaut wurde und nicht mehr genutzt werden konnte) der älteste dieser Knochen stammt aus dem 9. Jahrhundert (s. 1985 Grabungen)

18. Jahrhundert

1765

nach dem Grundriss und Begräbnisplan von 1765 : Beinkeller ist angefüllt mit elf Grabkammern (beim Bau des
jetzigen Zugangs werden weitere Grabkammern hinter den Mauern entdeckt) Nummerierung der Gräber beginnt im Beinkeller

19. Jahrhundert

1890/91

der ehemalige Beinkeller wird Heizungs und Kohlenkeller

20. Jahrhundert

1939-1945

der ehemalige Beinkeller als Heizungs -und Kohlenkeller wird Schutzraum der Luft und Brandschutzwache
(Kennzeichnung an der Außenwand des Nordschiffs noch erkennbar)

1960 – 1985

Zugang zum Beinkeller über Sakristei NO, der ehemalige Beinkeller dient als Lagerraum für die Bürgerpark Tombola
1963 Gründung eines Arbeitskreises zur Restaurierung des Beinkellers

1985

werden bei Grabungen durch den Bremer Landesarchäologen im Beinkeller in drei Gruben Gebeine (keine Gräber) entdeckt, deren Altersbestimmung von 840 bis 1280 reicht –diese Gebeine stammen vermutlich aus aufgelassenen
Gräbern und aus dem anderen „Beinhauss“ auf dem Liebfrauenkirchhof, das1625 abgebrochen wurde-

1986 – 1987

Beinkeller restauriert –Boden auf sein ursprüngliches Maß gesenkt-

St.Veits Kapelle Liebfrauenkirche Bremen
St.Veits Kapelle Liebfrauenkirche Bremen

1992

im August erhält der Kirchenraum (am Nordturm) einen direkten Zugang zum Beinkeller und wird jetzt als St. Veit Kapelle genutzt –bei den Bauarbeiten im Nordschiff mussten dabei zahlreiche Gebeine aus den in mehreren Lagen über einander vorgefundenen Gräbern auf den Osterholzer Friedhof umgebettet werden
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Bremen Lesum

Bremen – St. Martini Kirche (Bremen Lesum)

1235 (lt. Dehio 1234) wurde die Kirche erstmals urkundlich erwähnt. Das Kirchengebäude wurde dem kurz zuvor gegründeten Nonnenkloster Lilienthal zum „ewigen Besitz“ übertragen.

Das Baujahr des ursprünglichen Kirchenbaus ist unbekannt; es kann vermutet werden, dass schon bald nach dem Beginn der christlichen Mission in Norddeutschland im ausgehenden achten Jahrhundert auch in Lesum eine romanische Kirche errichtet wurde. Der erhaltene Kirchturm ist wahrscheinlich ebenso alt, wie es die ursprüngliche Kirche gewesen ist. Die unbehauenen Feldsteine, wie sie im Innern des Turmraumes noch zu sehen sind, zeigen die frühe Entstehung an. Die alte, einschiffige romanische Kirche soll 562 Sitzplätze gehabt haben.

Turm der St. Martini Kirche Bremen Lesum
Turm der St. Martini Kirche Bremen Lesum

In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts war die Kirche für die etwa 3500 Mitglieder umfassenden Gemeinde zu klein. Das jetzige, größere Kirchenschiff wurde deshalb in den Jahren 1778/79 nach einem Entwurf des Ratsbaumeisters Johann Dierks neu aufgebaut und im September 1779 eingeweiht, der Turm blieb erhalten. Die Steine des alten Kirchengebäudes wurden abgetragen und beim Aufbau des neuen wieder verwendet. Von außen kann gut erkannt werden, dass die Mauern der Kirche zu etwa zwei Dritteln aus alten Feldsteinen und zu etwa einem Drittel aus neueren Ziegelsteinen bestehen. Das rechteckige Gebäude hat Eingänge an der Süd- und der Ostseite.

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die Bremer Neustadt

Bremen – St. Lukas Kirche in Grolland

Die St.-Lukas-Kirche ist eine evangelische Kirche in Bremen-Grolland, Am Vorfeld. Sie wurde 1963 von den Architekten Carsten Schröck aus Bremen in Zusammenarbeit mit Prof. Frei Otto, Gründer des Instituts für Leichte Flächentragwerke (IL) an der TU Stuttgart, geplant. Seit 1994 steht das Gebäude unter Denkmalschutz.
Über dem elliptischen Grundriss sind zwischen zwei Holzbögen und den Fundamenten drei Netze aus Stahlseilen gespannt, die mit Holz verkleidet die Decke und die beiden Seitenwände ergeben.

Die Konstruktion besteht aus Seilnetzen, die mit Holzlamellen überspannt wurden. Damit folgt sie dem von Otto entwickelten Verfahren der Formgebung von Gitterschalen aus langen Holzlatten, wie sie weltweit erstmals mit der Multihalle in Mannheim angewendet wurde. (Die Lukas Kirche würde 1962/63 gebaut – die Multihalle in Mannheim mehr als 10 Jahre später) Schwerkraft und nicht etwa Computersimulation schufen diese leichten und schwebenden Formen.
Vorteil der sich selbst durch kluge Berechnung der Spannkräfte weitgehend tragenden Konstruktion ist, dass hierdurch eine äußerst leichte Bauweise ermöglicht wurde. Der sumpfige Untergrund hätte ein schwereres Bauwerk nicht ohne wesentliche Veränderungen tragen können. Vom Flugzeugbau – bei der Gründung des Stadtteils Grolland wesentlichem Arbeitgeber – inspirierte Moderne verbindet sich mit einer Bodenständigkeit im Wortsinn – in Grolland innen Matsch.